Ulmer Polizeiapfel
Unterlage: | Bittenfelder Sämling | |
Lieferant: | Bilger, Baden-Baden |
Michael Bilger Telefon:(07223) 52649 |
Stammbildner: | Maunzenapfel |
Anpflanzung am 09. November 1996 von Sascha und Patric Zell
Nachpflanzung am 08. November 2003
Vor einiger Zeit hielt ich mich in der badischen Region Ortenau auf und traf dort mit dem Nebenerwerbsobstbauern Heiner Meier aus Ulm zusammen. Zum dortigen regionalen Sortiment gehört der „Ulmer Polizeiapfel", der aufgrund seiner langen Lagerfähigkeit und Robustheit früher Marktbedeutung hatte, heute dagegen fast ausschließlich im Liebhaber und Selbstversorgeranbau anzutreffen ist. Ulm liegt in der Vorbergzone des westlichen Nordschwarzwaldes, im Vorderen Renchtal der Ortenau. Herr Meier war so freundlich und schrieb mir die Geschichte des "Ulmer Polizeiapfel" auf, die ich hier im Original in Verbindung mit einer Sortenbeschreibung wiedergeben möchte. Die Fruchtbeschreibung verfasste ich anhand von Früchten, die mir freundlicherweise Herbert Roth aus Waldfischbach-Burgalben (Pfalz) zukommen ließ. Die Beschreibung der Baummerkmale stammt von Rudolf Bach (=) aus Offenburg, früherer Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau. (Hans Thomas Bosch)
Der Ulmer Bürgersohn Otto Sutterer vom Erlacherweg war im 1. Weltkrieg in Moldawien, damals Rumänien, stationiert (vermutlich in einer Versorgungseinheit). Er lernte dort einen Apfel kennen, der ihm so gut gefiel, dass er bei einem anschließenden Heimaturlaub. „Zwieger“ (Edelreiser) mit nach Hause nahm. Diese übergab er seinem Nachbarn Bauern Anton Metz, der sie zur gegebenen Zeit „abzwieg“ (veredelte). Anscheinend kam diese neue Sorte in Ulm gut an und Anton Metz, der das Pfropfen in den Spalt gut verstand und auch für andere Leute diese Arbeit im Lohn verrichtete, vermehrte so den Neuen. Deshalb wurden sie auch „Metze Dunnler“ genannt (von Metz Toni = Dunni). Ich selbst kann mich noch sehr gut an den Satz meines Großvaters erinnern: „morge mache mer d' Metze Dunnler rah“ Im Ulmer Obstbauverein gab es Bestrebungen den Neuen „Ulmer Renette“ zu taufen. Aber da war ja noch Otto Sutterer, der den Apfel nach Ulm gebracht hatte. Jener hatte nach dem Krieg in Ulm den Dienst des Ortspolizisten inne. Ich kann mir nur denken, dass seine Allgegenwärtigkeit in Ulm den Apfel schließlich zum „Ulmer Polizeiapfel“ werden ließ. Mein Vater sagte mir, dass er bei seinem ersten Besuch der Offenburger Herbstmesse in den dreißiger Jahren bereits dort den „Ulmer Polizeiapfel“ ausgestellt sah. (Heiner Meier)
Frucht: Baumreife Ende September; Genussreife Januar bis April; Größe mittelgroß bis klein; Form flachkugelig, mittel- bis stielbauchig; Kelchgrube mittelweit und - tief bis tief, feinhöckrig; Kelch klein; geschlossen, schmal-längliche Blätter, auseinandergeschlagen; Stielgrube mittelweit, mitteltief, feiner zimtfarbener wenig ausgedehnter Rost; Stiel typisch lang und dünn; Schale sehr dünn, glatt, schwach fettig, Grundfarbe gelb bis hellgelb, Deckfarbe streifig fahlrot, nicht deckend; Fleisch weiß bis cremefarben, feinkörnig, weich, mildsäuerlich, mäßig süß, gering aromatisch; Kelchhöhle kegelförmig stumpf, auch becherförmig schmal; Kernhaus geschlossen, Wände ohrenförmig; Kerne groß, kastanienbraun, zahlreich, voll ausgebildet.
Baum: Wuchs mittelstark; Kronenform kugelig; Fruchtbarkeit hoch; Blüte mittelfrüh bis spät, lang anhaltend; geringe Standortansprüche, frosthart in Holz und Blüte; kaum Anfälligkeiten gegen Krankheiten und Schädlinge.